Die Zeit zwischen den Weltkriegen

Am 2. Februar 1919 wurde die erste außerordentliche Generalversammlung nach dem ersten Weltkrieg durchgeführt.

In der nächsten Versammlung, am 23. März 1919, wurde der Vereinsname geändert in „Freie Turnerschaft Bietigheim“. Das war verbunden mit dem Anschluss an den politisch aktiven und immer mächtiger werdenden Arbeiter-Turn- und Sportbund (ATSB).

Das Protokollbuch berichtet aus der Generalversammlung am 11. Januar 1920 über 70 aktive Turner, 25 Schüler und 80 passive Vereinsmitglieder.

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Ab 1923 wirkt sich die Inflation auch auf das Vereinsleben aus. Am 03. November 1923 wurde auf der Turnratssitzung der Mitgliedsbeitrag für den Monat November 1923 auf 2 Milliarden Mark festgesetzt. Durch diesen Beschluß hatten die Beitragseinnahmen im November 1923 den Betrag von 192.000.000.000,- Mark betragen.

Im Dezember 1923 ist die Inflation überwunden, der Eintritt auf der am 25. Dezember stattfindenden Weihnachtsfeier beträgt für Nichtmitglieder 30 Pfennige. Der Jahresbeitrag beträgt ab dem Januar 1924 noch 20 Pfennige.

Nach einer Erweiterung und Ausdehnung des Sportangebots von Geräteturnen auf Leichtathletik, Schwerathletik und Ringen wurde der Verein in der Generalversammlung am 21. November 1925 erneut umbenannt in „Arbeiter-Turn- und Sportverein Bietigheim“ und hat so bis zu seiner Auflösung im März 1933 bestanden.


Große Aktivitäten auf allen Vereinsebenen

Sportlich

Vielleicht war es damals der Höhepunkt im Geräteturnen als Heinrich Schmitt, Lothar Bertsch und Felix Schröder den Arbeiter-Turn- und Sportverein Bietigheim im Jahre 1925 bei der 0lympiade des ATBS in Frankfurt vertreten haben.

Das Gruppenturnfest fand am 01. Juni 1924 in Bietigheim statt und wurde bei herrlichem Wetter auch finanziell ein voller Erfolg.

Nach der Generalprobe beim Gruppenturnfest organisierte sich das 25-jährige Stiftungsfest am 26. Juni 1925 fast von selbst. Im Protokollbuch steht zu lesen:

Man ist der vollen Überzeugung, daß das Fest zur vollen Zufriedenheit für den Verein und alle Teilnehmer verlaufen ist. Das Fest hat seinen Zweck im Sinne eines 25-jährigen Stiftungsfestes erfüllt.

Bereits Ende der zwanziger Jahre wurde eine Frauenriege aufgestellt und von Frau Ella Ottenberg aus Karlsruhe gymnastisch betreut.

Vereinsheim

Nicht nur turnerisch und sportlich war der Verein auf der Höhe, man plante auch den Bau eines Sporthauses auf dem Sportplatz um auch im Freien turnen und sportlich tätig sein zu können. So stelle der Turnrat am 03. März 1922 für die Vorstandssitzung am 12. März 1922 den Antrag, dem Bau eines Sporthauses auf dem Sportplatz zuzustimmen. Mauermeister Rittler bezifferte die Baukosten auf rd. 10.000, – Mark und der Vorstand stimmte dem Bau des Sporthauses zu.

Die Einweihung erfolgte bereits am 30. Juli 1922, doch die Baukosten beliefen sich auf 17.659.- Mark.

63 Vereinsmitglieder zeichneten sog. Anteilscheine mit einer Gesamtsumme von 5.550. – Mark, 10.000,- Mark wurden auf die Namen der Vereinsmitglieder David Rastätter und Karl Rastätter bei der Bank aufgenommen, wobei Hermann Essig und 0tto Rastätter für die Schulden persönliche Bürgschaften eingingen.
Der Restbetrag war in der Vereinskasse.

Im Jahre 1930 kam aus Gründen der Rentabilität der Gedanke auf, die jährlichen Vereinsfeste zusammenzufassen (ähnlich dem späteren jährlichen Volksfest) und so gründeten der „Arbeiter-Turn- und
Sportverein Bietigheim“
, der Arbeitergesangverein „Sängerbund“, der Arbeiter-Radfahrverein „Solidarität“ und der „Mandolinenverein Bietigheim“ das Sportkartell.


Das vorläufige Ende

Die allgemeine Wirtschaftskrise der Jahre 1929 und folgende brachte einen allgemeinen Rückgang im Vereinsleben.

Mit der „Machtübernahme“ folgte im März 1933 die Auflösung des Vereins und die Beschlagnahme des Vereinsvermögens. Hierzu gehörte auch das 1922 errichtete Sporthaus , in dem zu den hohen Baukosten auch noch viel Eigenarbeit der Vereinsmitglieder steckte.

Die Sporthütte diente jahrzehntelang der Gemeinde als Gerätehütte und dem Volksfest als Lager für den Wareneingang.

Das Vereinsverbot und die Umstände der Beschlagnahmemaßnahmen Waren von „oben“ gesteuerte, jedoch örtlich durchgeführte Maßnahmen, die nur wenig Toleranz und keine Rücksicht − auch im damals noch engerem Nebeneinander des dörflichen Lebens kannte.

Vom März 1933 bis 1951 gab es den Arbeiter-Turn- und Sportverein Bietigheim nicht mehr!


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